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Politische Rückendeckung für die Belange der Systemgastronomie

Beim BdS-Mittagsempfang standen die aktuellen Herausforderungen der Branche im Mittelpunkt

BdS-Präsident Matthias Kutzer, Staatsminister Dr. Florian Herrmann, CSU-Generalsekretär Martin Huber, MdB Stephan Thomae und BdS-Hauptgeschäftsführer Markus Suchert beim BdS-Mittagsempfang (v.l.n.r.).

Welche wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung hat die Systemgastronomie? Wie steht es um die aktuelle Lage der überwiegend mittelständisch geprägten Branche? Welche Herausforderungen gilt es zu meistern, und was fordert die Branche von der Politik? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des traditionellen Mittagsempfangs des Bundesverbands der Systemgastronomie e. V. (BdS), der weit mehr ist als eine Mitgliederveranstaltung. Das Event bot erneut eine wichtige Plattform für den Austausch zwischen Politik, Wirtschaft, Medien und Verbänden. Politische Gastredner waren in diesem Jahr Dr. Florian Herrmann, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, Stephan Thomae, Mitglied des Deutschen Bundestags und Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion sowie Martin Huber, Mitglied des Bayerischen Landtags und Generalsekretär der CSU.

Kritik an den politischen Rahmenbedingungen

BdS-Präsident Matthias Kutzer

In seiner Begrüßungsrede betonte BdS-Präsident Matthias Kutzer die immense Bedeutung der Systemgastronomie für die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft. „Wir sind Arbeitgeber für rund 120.000 Beschäftigte und Gastgeber für täglich rund vier Millionen Gäste“, hob er hervor. Mit einem Anteil von einem Drittel an den Gesamtausgaben in der Gastronomie unterstreiche die Branche ihre wirtschaftliche Relevanz. Trotz dieser Erfolge äußerte Kutzer Besorgnis über die aktuellen Herausforderungen, wie gestiegene Energiepreise, Arbeitskräftemangel und bürokratische Hürden. „An die massiven Probleme, die uns durch die wieder angehobene Mehrwertsteuer entstanden sind und die damit verbundenen schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen brauche ich hier niemanden zu erinnern,“ so Kutzer.

Der BdS-Präsident äußerte deutliche Kritik an den politischen Rahmenbedingungen, die zunehmend als Belastung für die Branche empfunden werden. „Vieles davon ist nachvollziehbar, aber manches eher ideologisch getrieben und schwer umsetzbar“, führte er aus und verwies dabei auf problematische Vorgaben wie etwa das geplante Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz, das Lieferkettengesetz oder die zahlreichen unterschiedlichen Vorgaben zum Umgang mit Verpackungen. Die wachsenden bürokratischen Hürden belasten die Systemgastronomie spürbar.

„Wir brauchen Unterstützung für unsere Arbeit“

Besonders kritisierte er die zähen Verwaltungsverfahren bei der Zuwanderung von Fachkräften. Trotz der beeindruckenden Integrationskraft der Branche werde die erfolgreiche Eingliederung von Arbeitskräften aus dem Ausland durch lange Wartezeiten und bürokratische Hürden erheblich erschwert. Kutzer drängte auf eine dringend notwendige Beschleunigung der Verwaltungsverfahren und unterstrich die Bedeutung der Zuwanderung, um den Herausforderungen des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels zu begegnen: „Wir brauchen die Menschen aus dem Ausland, und sie müssen die Möglichkeit haben, hier zu arbeiten.“ Zum Abschluss seiner Rede forderte der BdS-Präsident verstärkte Unterstützung und mehr Wertschätzung seitens der Politik: „Was wir von der Politik brauchen, ist Unterstützung für unsere Arbeit und Anerkennung für unsere Leistung“, erklärte er nachdrücklich. „Wir brauchen eindeutige und klare Signale, die uns entlasten.“

Nicht über das Ziel hinausschießen

Stephan Thomae, Mitglied des Deutschen Bundestags und Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion

Auch Stephan Thomae betonte in seiner Rede die Bedeutung der Systemgastronomie. „Viele Erfolgsgeschichten in diesem Land beginnen in Ihren Unternehmen“, lobte er die Branche als bedeutenden Arbeitgeber und Integrationshelfer, insbesondere für Menschen mit geringer Qualifikation und ausländische Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Die Politik, so Thomae weiter, stelle der Systemgastronomie oft unnötige Hürden in den Weg, etwa durch starre Arbeitszeitregelungen. Er forderte ein Umdenken: „Wir neigen dazu, Menschen zu schützen, die gar nicht geschützt werden wollen. Lassen wir ihnen doch die Freiheiten, ihr Leben und ihre Arbeitszeit nach ihren Vorstellungen zu gestalten.“

Thomae betonte die Dringlichkeit, gezielte Maßnahmen zur Anwerbung von Arbeitskräften zu ergreifen, ohne dabei Migration und Asylpolitik zu vermischen. „Wir müssen ein Arbeitsmarkt für Menschen sein, die hier ihre Chancen suchen wollen,“ so der Appell, Deutschland als attraktiven Arbeitsstandort zu positionieren. Auch beim Thema Verpackungsverbote plädierte Thomae für praxisnahe Lösungen: „Wir dürfen nicht über das Ziel hinausschießen, sondern müssen immer auch die Lebenswirklichkeit und die wirtschaftliche Verlässlichkeit im Blick behalten.“

Klares Bekenntnis für 7 % Mehrwertsteuer

Dr. Florian Herrmann, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien.

Staatsminister Dr. Florian Herrmann hob in seiner Rede ebenso die zentrale Bedeutung des Mittelstands für Deutschland hervor, insbesondere im Bereich der Gastronomie: „Sie stehen für Qualität, Vielfalt, Beständigkeit und – ganz zentral – für den Mittelstand“. Er unterstrich die Notwendigkeit, politische Entscheidungen verstärkt aus der Perspektive des Mittelstands zu treffen: „Ich bin überzeugt, dass bessere Politik herauskäme, wenn man Politik von Anfang an durch die Brille des Mittelstands sehen oder durch dessen Kopf denken würde.“

Wie bereits sein Vorredner, kritisierte auch Herrmann die überbordende Bürokratie und sprach sich für dringend notwendige Entlastungen der Unternehmen aus. „Wir müssen ein Umdenken schaffen, weg von übermäßiger Bürokratie hin zu einem Vertrauensvorschuss für die Unternehmen“, forderte er eindringlich. Gleichzeitig sprach er sich klar für eine dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer auf 7 % für die Gastronomie aus. „Ministerpräsident Söder hat das ja schon einmal durchgesetzt. Aus unserer Sicht ist es richtig, darum lassen wir da auch nicht locker!“

In seiner Rede würdigte Herrmann zudem die beachtliche Integrationsleistung der Branche, insbesondere für Migranten: „Sie prägen Biografien positiv.“ Zum Abschluss forderte der Staatsminister eine pragmatischere politische Herangehensweise, um den Fachkräftemangel zu bewältigen und die Integration ausländischer Arbeitskräfte zu beschleunigen. Er versicherte, dass die Zusammenarbeit zwischen der bayerischen Staatsregierung und der Gastronomiebranche weiterhin eng und vertrauensvoll bleiben wird: „Wir sind Ihnen sehr verbunden und danken Ihnen für Ihre großartige Arbeit.“

Markus Suchert, Hauptgeschäftsführer des BdS, zeigte sich erfreut über die zugesagte Unterstützung und betonte, dass die Senkung der Mehrwertsteuer ein wichtiges Signal der Entlastung für die Branche wäre und man die klare Erwartung an die nächste Bundesregierung habe, die Mehrwertsteuer auf Speisen wieder zu senken.

Verlässlichkeit und Stabilität sind wichtig

Martin Huber, Mitglied des Bayerischen Landtags und Generalsekretär der CSU.

CSU-Generalsekretär Martin Huber sprach sich in seiner Rede ebenso für die Senkung der Mehrwertsteuer aus und betonte: "Das Allerwichtigste, was wir in diesem Land für die Wirtschaft und für Sie als Unternehmerinnen und Unternehmer wieder brauchen, ist Verlässlichkeit und Stabilität in den Entscheidungen und Rahmenbedingungen," erklärte er. Die Systemgastronomie, die für Lebensfreude, Kulinarik und Lifestyle steht, sei besonders von politischen Entscheidungen betroffen. Unternehmen stünden häufig vor der Herausforderung, zu entscheiden, ob sie weiterhin investieren oder sich zurückziehen. Es brauche daher klare und verlässliche Rahmenbedingungen, um Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten.

Ein weiteres Thema seiner Rede war der Umgang mit den geplanten Verpackungsverordnungen. Huber mahnte, praxisnahe und vernünftige Lösungen zu finden, die sowohl Umweltschutz als auch wirtschaftliche Verlässlichkeit und Aspekte der Lebensmittelsicherheit und Hygiene berücksichtigen. Dabei müsse man stets die Lebensrealität der Branche im Blick behalten.

Jochen Pinsker erhält den Ehrenpreis der Deutschen Systemgastronomie 2024

Laudator Ingo Gugisch mit dem Preisträger Jochen Pinsker.

Heimlicher Höhepunkt der Veranstaltung im Münchner Künstlerhaus war die Verleihung des Ehrenpreises der Deutschen Systemgastronomie 2024, der in diesem Jahr an den Marktforscher Jochen Pinsker, Senior Vice President und Industry Advisor Foodservice Europe bei Circana ging.

„Wir feiern heute einen Menschen, der ein messerscharfer Analytiker und Vordenker ist. Seine Leistung und die Zusammenarbeit mit ihm sind für uns eine große Ehre“, hob Ingo Gugisch, Personalchef bei L'Osteria und Mitglied des BdS-Präsidiums in seiner Laudatio hervor. Seit über 25 Jahren begeistert der Sportökonom Jochen Pinsker die Branche mit seiner Fähigkeit, komplexe Daten einfach und verständlich darzustellen. Dabei analysiert er europaweit Trends und Verbraucherverhalten im Foodservice. Als Marktforscher hat er ein umfangreiches Verbraucher-Panel aufgebaut und die Betriebsgastronomie in die Analysen integriert. Er ist gefragter Interviewpartner und Redner bei nationalen und internationalen Conventions sowie Berater für Systemgastronomen, Zulieferer und Hersteller. „Seine unvergleichliche Expertise ist für uns alle von unschätzbarem Wert. Doch was ihn besonders macht, ist seine nahbare und sympathische Art, die ihn trotz all seiner Erfolge menschlich und bodenständig bleiben lässt“, so Ingo Gugisch.

Jochen Pinsker zeigte sich sichtlich gerührt und hob bei der Preisverleihung hervor „Es ist die Vielfalt und die Kraft der Integration dieser Branche, die meine Liebe zur Gastronomie entflammt hat. Die Arbeit mit Gastronomen, Zulieferern und allen Partnern macht wahnsinnig Spaß! Nicht alle Branchen sind so integrativ wie die Gastronomie. Vielen Dank an unsere Kunden, an mein Team, an die Jury und natürlich an den BdS. Es macht total Spaß, mit euch zusammenzuarbeiten.“

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